Sommertour 2017

Unsere Mission? Kopenhagen! Unsere tatsächliche Tour? Rund Fyn.

Auch in diesem Jahr war die Finke gemeinsam mit der Möwe und zwei Expressen aus dem Segel-Club Unterelbe auf der Ostsee unterwegs. Insgesamt waren wir etwas mehr als drei Wochen auf dem Wasser.
Am Freitag, den 21. Juli 2017 startete das diesjährige Abenteuer. Nachdem wir uns alle am Kutter in Möltenort versammelt, eingestaut und eingekauft hatten, ließen wir den Abend ruhig ausklingen, machten herzhafte Pfannkuchen – was eine Ewigkeit dauerte – und bekamen dann unverhofft noch übrig gebliebene Brötchen einer Trauerfeier.

Am nächsten Morgen ging es früh los, da wir den ganzen Tag nutzen wollten. Allerdings mussten vorher noch drei Teller unseres wertvollen Kuttergeschirrs aus dem Wasser geborgen werden, was aber nur teilweise von Erfolg gekrönt war. Gleich nach Verlassen des Möltenorter Hafens wurde dann auch dafür gesorgt, dass wir den Rest der Sommertour ohne Pinnenausleger klarkommen mussten. Egal, das geht auch so, dachten wir uns.

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Die Kieler Förde war spiegelglatt, doch als wir auf die offene Ostsee segelten, baute sich dort eine immer größer werdende Welle durch den Ostwind auf. Aus diesem Grund segelten wir auch nur mit Fock und Besan pflichtbewusst um jedes Sperrgebiet außen herum, während die Möwe einer etwas anderen Taktik nachging. Mit Abstand können wir behaupten, dass dieser Trip nach Maasholm einer der anstrengendsten der ganzen Sommertour war. Während hinten im Cockpit eifrig gesteuert, navigiert und diskutiert wurde, saß der Rest der Mannschaft etwas grün um die Nase in der Mitte und versuchte nicht von einer Welle nach der anderen überschwemmt zu werden. Wir fuhren keine einzige Wanne, aber rund acht Knoten! Zum Glück liefen wir nicht nur mit drei Schiffen gleichzeitig durch die schmale Schleimündung ein, sondern uns wurde dabei auch noch die Vorfahrt genommen! Weil das Wetter die Weiterfahrt leider nicht zuließ, verbrachten wir unseren ersten Hafentag in Maasholm. Dort stießen dann auch die Unterelbe-Express und die Express Jux zu uns.

Erst am Montag konnte weitergesegelt werden. Stundenlang trieben wir in einer Flaute in Richtung Marstal. Die Zeit verbrachten wir mit Schlafen, Logbuchschreiben, Eincremen oder gelegentlichen Pullversuchen. Vor allem perfektionierten wir aber unsere Kreuzworträtselkünste.
In Marstal angekommen, checkten wir als Allererstes den Wetterbericht für den nächsten Tag und mussten feststellen, dass wir uns auf mindestens zwei Hafentage gefasst machen mussten. Das passte zwar nicht in unseren Zeitplan – wir wollten ja bis nach Kopenhagen – aber wir machten trotzdem das Beste daraus: eine Pizzaparty in der Hafenküche! Hier feierten wir auch in Jonnys Geburtstag rein.

Nachdem sich das Wetter einigermaßen gebessert hatte, machten wir uns wieder auf den Weg. An diesem Tag waren wir ungelogen in insgesamt vier Häfen. Man könnte meinen, wir wären etwas unentschlossen gewesen, aber dem war nicht so. Von Marstal ging es nach Bagenkop, wo wir einen fliegenden Crewwechsel vornahmen. Dann segelten wir unten um Langeland herum bis nach Spodsbjerg. Dort angekommen, mussten wir leider gemeinsam mit der Möwe einsehen, dass wir mit der Zeit und durch das Wetter zu sehr in Verzug gekommen waren, um es noch bis nach Kopenhagen zu schaffen. Also versuchten wir an diesem Tag noch ein bisschen Strecke herauszuhauen und segelten bis Lohals. Ich glaube, wir hatten an diesem Tag alle genug von Langeland, immerhin waren wir über 43 Seemeilen entlang der Inselküste gesegelt …
Trotz der Kälte beschlossen einige von uns, in dem Trampolin des Spielplatzes zu schlafen und dämmerten erschöpft weg, während ihnen auf der Ukulele vorgespielt und gesungen wurde.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter bis nach Kaerteminde. Die erste Strecke war ein bisschen wild, aber als wir in die Abdeckung Fyns kamen und raumschots die Wellen runtersurften, war wieder gute Stimmung an Bord. Auf dieser Strecke knackten wir auch unseren Rekord mit 9,8 Knoten. Guter Dinge passierten wir die Brücke und wurden dann auf den letzten Metern noch von einem Regenschauer nach dem anderen eingeholt, wodurch wir letztendlich klatschnass in Kaerteminde ankamen. Leider wurde nun auch eine Bilgewäsche mal wieder dringend nötig, sodass wir direkt nach dem Anlegen unseren ganzen Kram ausstauten, unsere Badesachen anzogen und uns daran machten, den Kutter sauber zu machen. Es war einer der schnellsten Bilgewäschen, die die Finke je gesehen hat, was aber nur daran lag, dass uns so verdammt kalt war. Nach dem Schrubben nahmen wir gemeinsam ein kurzes Bad in der Ostsee, um uns dann in der Dusche wieder aufzuwärmen. Später am Tag trafen auch Thies und Bente ein.

Die folgenden zwei Tage verbrachten wir in Kaerteminde mit Volleyballgucken – am Strand war ein Volleyballtunier – Pepsideckengewinnen, Hurlingspielen und Softeisessen. Es waren zwei entspannte Tage, aber wir waren alle froh, als der Wind etwas nachließ und an eine Weiterfahrt gedacht werden konnte. Für die Finke war aber bald nicht mehr an den Aufbruch zu denken.
Beim Aufklaren brach uns unser gottverdammter Besanmast an! Unmöglich konnten wir mit einem angeknacksten Mast losfahren! Also hieß es für uns einen weiteren Tag im Hafen, während der Rest weiter nach Samsø fuhr.

Bei uns stand statt segeln den Mast legen und organisieren, wie wir an unseren Ersatzmast kommen konnten, auf dem Plan. Glücklicherweise haben Naemis Eltern uns dann ausgeholfen und uns angeboten, mit dem Ersatzmast nach Snaptun zu kommen. Vielen Dank noch einmal dafür!
Also war das Ziel des kommenden Tages festgelegt, welches wir allein mit dem Großen und der Fock bewältigen würden. Als Belohnung ließen wir uns den Nachmittag mit Eis, heißen Kirschen und Schokolade gut gehen … Da sah die Welt schon viel besser aus!

Die Tour nach Snaptun verbrachten wir mit dem Schneiden von Danaes Haaren in der glühenden Sonne. Wirklich einmal entspannt, mit der Finke alleine unterwegs zu sein – wenn auch nur für einen Tag. Am 2. August machten wir uns nämlich mit neuem Mast auf den Weg nach Aarhus, wo der Rest schon auf uns wartete. Dort verbrachten wir auch die nächsten drei Tage. Während wir wieder einmal eingeweht waren, kochten wir Deluxe-Lachs mit Gemüse und Reis, plünderten den Secondhandladen in der Innenstadt und hatten das epischste Bierballturnier. Insgesamt wurden 24 Spiele gespielt, bei denen man jeweils zu dritt gegeneinander antrat. Gewonnen haben Leo, Naemi und ich 🙂 Auch wurde in Aarhus Jasper eine stylische neue Frisur verpasst, die er stolz bis zum Ende der Sommertour behielt. Und die Zwillinge trafen bei uns ein und versorgten uns mit Barilla Pesto.

Am Aufbruchstag fanden sich dann auf einmal alle auf der aufgeklarten Finke ein, wo wir gerade die letzten Reste unseres Müslis verputzten. Keiner hatte so wirklich Lust aufzubrechen, da wir wussten, dass die Rücktour wie im Fluge vergehen würde. Unser Zielhafen war Hov, wo wir zwei Nächte blieben und Freunde trafen, die auch mit ihrer Segelyacht unterwegs waren. Um uns die Zeit zu vertreiben, schnitten wir uns gegenseitig die Haare, bastelten einen Drachen und backten einen etwas misslungenen Kuchen.
Auf der Tour nach Strib gab es einen Seekranken, und der Kutter stand durch die Welle gegenan mehr, als dass er fuhr, weswegen wir froh waren, als wir endlichen einen Schlepp fanden. Sagen wir es mal so: Wir segelten mindestens zwei Stunden auf der Stelle, weil wir versucht hatten, gegen Strom, Welle und Wind in den kleinen Belt zu kommen. Auch fragten wir uns, weshalb wir auf dem einen Bug fast kutteruntypische Höhe segeln konnten und auf dem anderen Bug das komplette Gegenteil … Die Antwort fand sich später beim Aufklaren in den Backsklappen: Wir hatten die bisherige Tour immer nur Bier aus der Steuerbordbacksklappe ausgestaut. Die Klappe an Backbord war noch randvoll gefüllt … Die Tour nach Årøsund war sehr unspektakulär. Zwar konnten wir nun auch auf dem Backbordbug ordentliche Höhe segeln – wir hatten das Bier umgestaut – aber leider ließ uns an diesem Tag der Wind im Stich.

Im Hafen angekommen, wurden wir wieder einmal vom lieben Hafenmeister herzlich aufgenommen, der super lieb zu uns war, obwohl wir am nächsten Abend Leos Geburtstag feierten. Wir durften die Küche benutzen, machten Ofenkartoffeln – was zugegeben eine Ewigkeit dauerte, sich aber auszahlte – und durften beide Abende den Aufenthaltsraum benutzen. Und, was man von unserem Aufenthalt in Årøsund nicht vergessen darf, stürmten – jedenfalls Danae – eine Hausparty (von Zwölfjährigen): „Please leave us alone! It’s the birthday of my girlfriend. Go away!“

Von Årøsund segelten wir in einem Rutsch nach Høruphavn, wo wir gemeinsam mit der Möwe noch am gleichen Abend grillten. Als uns gegen vier irgendwann einmal auffiel, dass wir wohl mal langsam schlafen gehen sollten, dachten wir uns „nö!“ und machten die Nacht durch. Es wurde ein Ponton umfunktioniert und wir paddelten um halb sechs Uhr morgens mit zwei riesigen Riemen durch den Hafen und spielten Taxi. Die letzte richtige Tour auf der Ostsee haben die meisten von uns allerdings verschlafen, da wir es uns abwechselnd auf dem Kutter gemütlich machten und die versäumten Stunden nachholten. Obwohl wir uns eine ganze Kanne Kaffee gekocht hatten! Allerdings lasen wir uns auch gegenseitig aus unserer neuen Lieblingskutterlektüre vor: „Drei Freunde und eine verrückte Idee“.

In Holtenau haben wir dann auch das Abschiedsessen veranstaltet. Am nächsten Tag ging es dann durch den NOK mit dem geilsten Doppelschlepp einem alten Fischkutter, der von einem eher unerfahrenen Ehepaar gesteuert wurde. Wir schafften es in einem Rutsch durch den Kanal und waren deshalb schon am nächsten Tag wieder auf der Elbe. Das letzte Stück unserer Reise verging wie im Flug, und dann war die Sommertour auch schon wieder vorbei. Wir hatten ungefähr 24 Tage auf einem Haufen gehockt, waren wieder einmal die altbekannte Route rund Fyn gesegelt und hatten so einiges erlebt, was wir noch lange in Erinnerung behalten werden.

Antonia Cordes

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